Bis zum bitteren Ende…?

Der Auftakt in die DEL Saison 2013/2014 geriet für die Düsseldorfer EG zum Fiasko. Mit 1:5 beim Auswärtsspiel in Krefeld und einer 0:6-Heimpleite gegen München ging der Saisonstart für die durch Verletzungen und Strafen geschwächte junge Mannschaft der DEG gehörig in die Hose.

Bei der Düsseldorfer EG läuft nichts mehr richtig rund. Das konnte man beim gestrigen Heimspiel gegen den EHC Red Bull München bereits vor Betreten des ISS Domes merken. Der Dauerkarteneingang wurde weg rationalisiert, was bei gut besuchten Spielen auf heftige Kritik seitens der Saisonkarteninhaber stoßen dürfte. Raucher dürfen ab sofort nach Betreten des Domes nur noch in einen kleinen abgezäunten Bereich vor der Halle, der bereits in der ersten Drittelpause trotz der mittelmäßigen Zuschauerzahl von 4.166 schwer zugänglich war.

Alex Preibisch DEG-München

An den Kassen bildeten sich geraume Zeit vor Beginn der Partie lange Schlangen. Als dann auch noch die Shuttlebusse von der Esprit-Arena diejenigen an der Theodorstraße absetzten, die zuvor das 1:1 der Fortuna gegen Dresden verfolgt hatten und nun dank einer gemeinsamen Aktion von DEG und F95 mit 50%-Rabatt-Tickets das erste Heimspiel der „jungen Wilden“ sehen wollten, war langes Warten angesagt. Gerade einmal zwei Tageskassen sowie die Abholkasse waren besetzt. Ein Großteil der durch die Rabattaktion angelockten Besucher verpasste dadurch die ersten 15 Spielminuten. Vielleicht war der ein oder andere darum aber gar nicht böse, denn das Spiel war zu diesem Zeitpunkt bereits entschieden.

Junges DEG-Team überfordert

Wie schon bei der deutlichen 1:5-Auftaktniederlage am Freitag bei den Krefeld Pinguinen (3:1, 1:0, 1:0), verlor die junge Mannschaft der Düsseldorfer EG das erste Heimspiel bereits im ersten Spielabschnitt. Die jungen DEG-Spieler mussten ohne die erfahrenen Daniel Kreutzer (Hüftverletzung) und Ashton Rome (Schulterverletzung) sowie den Neuzugang Andrew Hotham (6 Spiele Sperre nach Kopfstoß in Krefeld) auskommen. Mit Colin Long fiel bereits nach neun Spielminuten ein weiterer Leistungsträger aus. Die anschließenden fünf Überzahlminuten nutzte die stark aufgerüstete Münchener Truppe mit drei Treffern zur Vorentscheidung.

Die „jungen Wilden“, die im Vergleich zur letzten Saison noch einmal verjüngt wurden und teilweise kaum Erfahrung im Seniorenbereich aufweisen können, konnten einem Leid tun. Den DEL- und teilweise NHL-erfahrenen Akteuren aus der bayrischen Landeshaupt konnten die rot-gelben Jungspunde nichts entgegen setzen. In 60 Minuten gelangen zwar 26 Schüsse auf das Tor von Gäste-Torhüter Jochen Reimer, allerdings war der Shutout des ehemaligen Düsseldorfers nie wirklich in Gefahr.

DEG - München September 2013

Es ist bekannt, dass die Düsseldorfer EG aufgrund des akuten Sponsorenmangels auf einen günstigen Kader setzen muss und dafür verstärkt der eigenen Jugend eine Chance gibt. Doch muss die Frage erlaubt sein, ob der Sprung für die Spieler nicht zu groß ist und man sie mit dieser „Chance“ nicht verheizt. Wie sollen die jungen Spieler dringend notwendiges Selbstbewusstsein tanken, wenn sie in jedem Spiel abgeschossen werden?

Kein erkennbares Konzept der sportlichen Leitung

Hinzu kommt das nicht erkennbare taktische Konzept von Trainer Christian Brittig. Torchancen der DEG entstanden in beiden Spielen nur durch Zufälle. Der frühe Trainingsauftakt und das damit verbundene ausgiebige Krafttraining machte sich im Gegensatz zur letzten Saison nicht bemerkbar. Die jungen „Neuprofis“ verfügen nicht über die nötige Robustheit, um körperliche Akzente setzen zu können. Die älteren Profis schlagen sich mit Verletzungen rum.

Die doppelt mit Ausländerlizenzen besetzte Torhüterposition erscheint ebenso überhastet geplant worden zu sein. Publikumsliebling Bobby Goepfert verlängerte frühzeitig seinen Vertrag. Doch statt ihm einen jungen deutschen Nachwuchstorhüter an die Seite zu stellen, entschied man sich im Sommer dafür den Cousin des letztjährigen Topscorers Calle Ridderwall zusätzlich zu verpflichten. Die sportliche Leitung war stets darauf bedacht, zu betonen, dass Goepfert nicht alle Spiele machen könne und man sich auf diese Weise in der Defensive absichern wolle. Konnte Bobby Goepfert am Freitag noch eine höhere Niederlage in Krefeld verhindern, so sah Stefan Ridderwall bei seinem DEL-Debüt alles andere als gut aus. Es macht den Eindruck, dass Ridderwall lediglich verpflichtet wurde, um seinem Cousin Calle den Verbleib schmackhaft zu machen. Der spielt allerdings nun in Prag (KHL).

Fairerweise muss man betonen, dass der schwedische Keeper von der meist hilflos agierenden Verteidigung ziemlich allein gelassen wurde. Doch gerade in der Defensive fehlen die erfahrenen Spieler. Marc Zanetti, Drew Paris und der gestrige Teamkapitän Bernhard Ebner sind selber erst zwischen 22 und 25 Jahren alt und haben gerade einmal eine DEL-Saison gespielt. Paradox, dass gerade vor dem gestrigen Schützenfest Marian Bazany auf dem Eis verabschiedet wurde, dessen Erfahrung den jungen Verteidigern sicher im Laufe der Saison weitergeholfen hätte und das auch noch zu einem vermutlich akzeptablen Preis.

Marian Bazany DEG Verabschiedung

Es fehlt die Euphorie

Die Frage bleibt, wie es nun mit der Düsseldorfer EG weiter geht. Mit 0 Punkten und 1:11 Toren findet man sich am 2. Spieltag bereits am Tabellenende wieder. Eine ähnliche „geilster Tabellenletzter“-Euphorie wie in der vergangenen Saison wird nicht mehr aufkommen, vor allem wenn die Chancenlosigkeit so offensichtlich ist, wie in den ersten beiden Spielen. Man wird sehen, ob die Fanmeinung eher in Richtung „Bis zum bitteren Ende“ tendiert oder die Stimmung im Fanlager kippt. Gab es gestern noch aufmunternden Beifall und Unterstützung nach dem Spiel, könnte sich die Wut der Fans schnell auf die sportliche Leitung richten, die immerhin mit diesem wenig erfolgversprechenden Konzept in die Saison gegangen ist.

Neue Sponsoren wird man ebenso wenig begeistern können, wenn es deutliche Niederlagen hagelt. Auch wenn von der Geschäftsstelle immer wieder Durchhalteparolen ausgegeben werden. Von den auf der Trikotvorstellung erwähnten potenziellen Trikotsponsoren ist nichts zu sehen. Die weißen Werbebanden im Dome sprechen eine ebenfalls deutliche Sprache.

Am Freitag tritt die „rot-gelbe Jugend“ bei den Hamburg Freezers an (Beginn 19:30 Uhr, live auf Laola1.tv) Colin Long wird dann wieder mit von der Partie sein, doch ohne Leitwölfe wie Daniel Kreuter und Ashton Rome dürfte es die Mannschaft auch bei den Kühlschränken sehr schwer haben. Zudem fällt Manuel Strodel mit einer Schulterverletzung für 3-4 Wochen aus. Wenn selbst gegen die vom Spieleretat ähnlich aufgestellten Wild Wings Schwenningen am kommenden Sonntag (16:30 Uhr, ISS Dome) nicht mitgehalten werden kann, dürfte die Kritik an den DEG-Verantwortlichen nochmals deutlich lauter werden.

 

Foto: Kevin Uertz [ K-U ] Photography