Derbytage sind Stress für Fans. So ein Derby zerrt an den Nerven und das bereits vor Spielbeginn. Vor einem Derby gibt es generell keine Vorfreude. Für Fans der Düsseldorfer EG war es am Freitag vor dem 199. Rheinischen Derby gegen die Kölner Haie allerdings eine etwas andere Situation. Klar, will kein Rot-Gelber gegen den Lieblings-Erzrivalen verlieren, doch hat diese Seuchensaison der DEG ihr Übriges getan, um die „Egal-Haltung“ gegenüber Ergebnissen zu zementieren.
Deswegen regt sich der Düsseldorfer Eishockeyfan auch nicht mehr über Niederlagen auf, auch wenn Sie durch krasse Fehlentscheidungen herbeigeführt wurden. Da verlor die Düsseldorfer EG zum vierten Mal in dieser Saison gegen die Krefeld Pinguine. Der Puck überschritt beim 1:0 dabei nicht einmal die Torlinie, doch das Schiedsrichtergespann Roland Aumüller und Ramin Yazdi entschied trotz Videosichtung auf Tor für die Gastgeber. Walter Köberle wies in der Rheinischen Post daraufhin, dass der DEL-Schiedsrichter-Beauftragte Holger Gerstberger angegeben habe, dass „die Krefeld den Unparteiischen eine Videosequenz vorgespielt“ haben, auf der ein Treffer zu sehen war. Dass die Schiedsrichter die „falsche Szene“ nicht erkannten und dass diese fragwürdige Aktion des KEV wohl keine Konsequenzen haben wird, wundert nach den Entscheidungen der DEL-Verantwortlichen in dieser Saison wohl niemanden mehr. In der Fußball-Bundesliga würde der Spielbetrieb nach einer solchen Saison wohl komplett eingestellt werden, weil die Doppelpass-Diskussionsrunden mit ihren Analysen gar nicht mehr nachkommen würden.
DEG-Team nimmt Haie auseinander
Aber wie die Rot-Gelben Fans singen „Tabellenletzter, tut schon weh, scheißegal, oh DEG“ perlt in Düsseldorf mittlerweile alles ab. Einzig mit einem Sieg wollte man sein letztes Saisonheimspiel beenden. Dafür zauberten die Fans die Zahl „1935“ mit Wunderkerzen auf die Stehplatzgerade des ISS Dome. Die Choreografie war als Anlehnung an eine frühere Aktion an der Brehmstrasse geplant worden, wo damals mit Wunderkerzen „DEG“ auf der Geraden aufleuchtete. Vor über 12.000 Zuschauern sollten der Tabellenzweite aus der Domstadt im 999. DEL-Spiel der Düsseldorfer EG so richtig geärgert werden. Ungünstig hierfür allerdings, dass dafür gerade einmal 15 Feldspieler zur Verfügung standen und Torwartrückhalt Bobby Goepfert auf der Tribüne Platz nehmen musste, damit alle ausländischen Feldspieler eingesetzt werden konnten. Stattdessen durfte wieder Felix Bick zwischen die Torpfosten.
Und der 20-Jährige sollte seinen Job exzellent verrichten. Gemeinsam mit den restlichen „jungen Wilden“ wurden den rund 8.000 nicht regelmäßig anwesenden Zuschauern im ISS Dome gezeigt, warum die Düsseldorfer EG in dieser Saison trotz der wenigen Erfolge für Begeisterung und einen ganz neuen Zusammenhalt zwischen Team, Verein und Fans sorgte. Felix Schützs Führungstreffer für die Haie (10.) ließ die aufopferungsvoll kämpfende DEG-Truppe kalt. Colin Long (14.), Calle Ridderwall (18.), Drew Paris mit freundlicher Unterstützung des Schlägers von Ex-DEG-Stürmer Charlie Stephens (30.) und noch einmal Calle Ridderwall (32.) brachten die Rot-Gelben nach zwei Spielabschnitten mit 4:1 in Front und entließen fröhliche Fans in die letzte Pause des Saisonheimfinales.
Im Schlussdrittel schenkten Travis Turnbull (48.) und Justin Bostrom (54.) dem überfordert wirkenden Kölner Torhüter Youri Ziffzer noch zwei Treffer ein. Ziffzer, der den verletzten Danny aus den Birken vertrat, musste bei 28 Schüssen in der gesamten Spielzeit sechsmal hinter sich greifen, während auf der Gegenseite Felix Bick allein in den letzten 20 Heimminuten 24 Schüsse der Haie abwehrte. Lediglich Daniel Tjernqvist konnte zum zwischenzeitlichen 5:2 einen Ehrentreffer verbuchen. Mit dem 6:2-Derbysieg im Rücken feierten die DEG-Fans gemeinsam mit ihrem Team noch lange nach Spielende.
„Hoffen“ und „Glauben“ bei der DEG
Vor Spielbeginn bedankte sich DEG-Geschäftsführer Elmar Schmellenkamp vom Eis aus für die tolle Unterstützung seitens der Fans und Partner während dieser schwierigen Saison: „Ich möchte mich bedanken, wie ihr die Mannschaft begleitet habt. Es war eine außergewöhnliche Saison, in der wir alle noch näher zusammengerückt sind. Wir haben die Saison genossen, trotz der sportlichen Situation!“ Ich habe in den Vorwochen betont, dass wir drei Schritte benötigen: Den ersten haben wir geschafft. Beim zweiten sind wir mittendrin. Und der dritte ist in Sicht. Ich hoffe und glaube, dass wir uns im September wiedersehen.“ Dafür gab es lauten Applaus, auch wenn „Hoffen“ und „Glauben“ die nächste DEL-Saison noch nicht absichern. Am kommenden Donnerstag steht die Gesellschafterversammlung der DEG Eishockey GmbH auf dem Programm. Wie die Rheinische Post berichtet, könnte dort ein Insolvenzantrag in Betracht gezogen werden, falls bis dahin keine Sponsoren oder Investoren gefunden wurden. Zwar ist die aktuelle Saison finanziell abgesichert, doch droht „die Gefahr der Überschuldung durch fortlaufende Zahlungen“.
Dass das 1000. Spiel in der Deutschen Eishockey Liga für die Düsseldorfer EG nicht das Letzte sein wird, hoffen in Eishockey-Deutschland wohl die Wenigsten. Dennoch ist die prekäre Situation in den Hinterköpfen der rot-gelben Fans, wenn sie ihr Team morgen bei den Grizzly Adams Wolfsburg zum letzten Mal in dieser Saison unterstützen. Da es für die Gastgeber um den Einzug in die Pre-Play-Offs geht, ist das Spiel morgen Bestandteil der ersten DEL-Eishockey-Konferenz des Fernsehsenders ServusTV. Ab 14:30 Uhr können somit alle Interessierten noch einmal „den geilsten Letzten aller Zeiten“ bewundern. Die „jungen Wilden“ können dabei den „Orange trägt nur die Müllabfuhr“ Wolfsburgern aus dem Eishockeyniemandsland ebenfalls das Saisonende bescheren und für die rot-gelbe Torversicherung Calle Ridderwall ist sogar noch Platz 1 in der Scorerwertung der Liga drin, wo er momentan einen Punkt Rückstand auf Yanick Lehoux von den Adler Mannheim inne hat.
Fotos und Video: Kevin Uertz [ K-U ] Photography